10.06. - 11.06.

SIZILIEN - SARDINIEN

 

Um 06:25 verließen wir den Hafen von Marsala, um ca. 30 Stunden nach Sardinien überzusetzen. Es gab keinen Wind. Tagsüber sollte es nach der Wettervorhersage erstmal auch nur wenig Wind geben, umlaufend oder von Osten. In der Nacht erwarteten wir NW-Wind bis 10 Knoten, was durchaus machbar ist. Diese 2 Tage für die Überfahrt erschienen uns als geeignet. Auf Motoren hatten wir uns eingestellt und hofften natürlich auch auf die günstigen und nicht zu heftigen Winde. Die Wetterprognose für die nächsten Tage schien uns gar nicht geeignet und noch eine Woche abzuwarten passte irgendwie nicht in unseren Plan. Also Leinen los!

 

   Montag, 10.06.    06:30 Uhr

Sizilien Aufwiedersehen!  (Marsala im Hintergrund)

 

 An der Insel FAVIGNANA vorbei.... Wir hätten sie auch gerne besucht, aber es sollte leider nicht sein.

 

 

Eine unserer Routen auf unseren Tablett-Plotter. Wir hatten uns 4 verschiedene Ziele ausgesucht, damit wir, falls der Wind sehr ungünstig bläst, vorbereitet sind, den Kurs passend zu ändern.

 

 

 

Noch war das Wasser glatt und der Motor brummte... Er ist übrigens wieder ganz in Ordnung und verlässlich! Dank Jörg und seinem Geschick und seine Geduld.

 

 

 

Ungefähr um 07:30 Uhr besuchten uns die Delfine! Immer wieder ein fantastisches Schauspiel das nur Freude und Glück bringt!

 

 

 

Das Groß und die (neue) Genua stehen  immer mal wieder gut im Wind.

 

 

Steuerbord sehen wir segelnd die Insel MARETTIMO

 

 

Kurze Zeit später geraten wir in einen dichten Nebel! Wo kommt der so plötzlich her??? Zum Glück haben wir unser AIS-Radar, welches meißtens gut funktioniert. Durch Nebel fahren ist dennoch nicht sehr angenehm.

 

Uns passieren einige große Frachter....

 

...und kleine Fischerboote.

 

Am Abend wird es kühl, die warme Jacke wird nötig.

  Jörg prepariert schon mal den Autopiloten für die Nacht.

 

 

Sonnenuntergang. Es ist bewölkt und unsere Hoffnung auf einen nächtlichen Sternenhimmel schwindet.

Noch unterstützen die Segel den Motor.

 

 

Und dann wurde es Nacht.

Eine furchtbare Nacht.

Der Wind blies von West-Süd-West mit bis 25 Knoten. Wir segelten sehr hoch am Wind. Wir hatten beide Segel komplett draussen. Die Krängung wurde immer unerträglicher, so daß wir die Genua refften. Die Wellen haben uns ganz gut durchgeschaukelt. Jörg wurde langsam seekrank.  Eine wichtige Erfahrung machten wir von Neuem: Man sollte bei einem so langen Törn eher mit kleiner Besegelung anfangen. Bei gutem Wetter Segel vergrößern ist immer leichter als bei schlechtem Wetter in die Nacht hinein Segel verkleinern! Es soll uns eine Lehre sein!

 

 

 

Jörg schaffte es noch einmal unter Deck zu gehen und durch "Schlaf" Kräfte zu tanken.

Den Rest der Nacht verbrachte Jörg im Cockpit fast liegend auf der tiefen Seite. An unter Deck gehen war nicht meht zu denken. Während ich versuchte, mich auf der hohen Seite festzuhalten und auf dieser Seite Ausguck zu halten nach Segelbooten, Fähren, Passagierdampfern, Containerschiffen, ging Jörg unterstützend zum Autopiloten, Ruder und behielt die Steuerbordseite im Auge. Es war eine schwierige Aufgabe andere Boote/Schiffe zu erkennen, da durch die Schaukelei das Benutzen des Fernglases sehr schwierig war. Von hinten rollte irgend ein beleuchtetes Ungetüm auf uns zu, welches wir weder auf dem AIS-Radar noch durch das Fernglas sichten konnten! In welche Richtung fährt es???? Keine roten oder grünen Positionslampen in Sicht, die uns die Fahrtrichtung des Ungetüms gezeigt hätten! Erst als es neben uns war, konnten wir erkennen, daß es ein hellerleuchtetes Passagierschiff war, das uns von hinten anrollte, aber quer an uns vorbei fuhr. In der absoluten Dunkelheit, der Mond und die Sterne waren vom Himmel verschwunden, nur Schwarz um uns herum, mit einer "Höllenfahrt" durchs Wasser (ca.6 Knoten im Durchschnitt), große Wellen, Gischt über Bord, Regen, Jörg krank und übermüdet, ich vollkommen  verzweifelt und ebenfalls übermüdet, hatten wir das Gefühl, die Nacht wird niemals enden! Letztenendes mussten wir uns beide übergeben. Ich schaffte es noch ab und zu unter Deck zu gehen und mich hinzulegen. Ein paar Mal fielen mir sogar die Augen zu. Ich konnte Jörg nicht an Deck seinem Schicksal überlassen und so raffte ich mich immer wieder auf, um die See auf der Backbordseite im Blick zu halten. So quälten wir uns weiter...eine Nacht kann sehr lang sein...

Um 05.15 fing es an, hell zu werden. Das Gefühl "Wir haben es fast geschafft!", schlich sich ein. Dem war aber nicht so. Zwar konnten wir wieder etwas sehen, aber Wind und Welle nahmen nicht ab. Wir hatten in der Nacht umdisponiert und haben unsere Alternative, PORTO CORALLO, angesteuert. Jetzt sollten es nur noch 8 Stunden dauern!!!!! Nur noch 8...!!!! Halleluja! Jörg war inzwischen vollkommen übermüdet (seit 22 Stunden nicht geschlafen! Tortur!). Es tut mir sehr Leid, daß ich Jörg in solch schwierigen Situationen nicht helfen und ablösen kann. Für Jörg ist der einzig erträgliche Platz die tiefe Seite an Deck, welche die einzige Seite ist, an der man das Steuer bei Schräglage bedienen kann. Jörg hielt durch. Am Vormittag liess der Wind etwas nach (bis 15 Knoten hoch am Wind) und die Welle beruhigte sich, so daß Me Soon Com sich wieder besser und ruhiger bewegte. Ich ging ans Ruder und Jörg (kurz) schlafen!

 Bei Helligkeit war alles viel einfacher. Die Erschöpfung saß aber tief.

Wir sprachen über den Sinn solcher Situationen. Ist das das, was wir wollen? Gibt es Alternativen? Keine Nachttörns mehr? Über Korsika nach Frankreich?......Zum Glück können wir gut und offen miteinender reden. Über Freuden und Ängste. Versagen und Gelingen. Wir verstehen uns.

 

Ein Paar Stunden vor Porto Corallo.

 

 

Langsam trocknet das Boot und die Sitzbänke wieder.

 

 

Es ist grau und bewölkt vor Sardinien. Es nieselt immer wieder.

 

Sardinien in Sicht!

 

 

Erschöpft und glücklich bald an Land zu sein!

 

 

Vor der Küste Sardiniens sahen wir wieder Delfine! Nach strapazierten Fahrten haben uns fast immer Delfine begrüßt, wie als Belohnung für das Durchhalten.

 

PORTO CORALLO

Am Dienstag, den 11.06. um 13:40, nach 31 Stunden und 15 Minuten, gingen wir im Yachthafen von Porto Corallo längseits an die Pier! Was für ein erleichterndes und tolles Gefühl! Festen Boden unter den Füßen!

Mittlerweile schien die Sonne und wir konnten die klamme Bekleidung ausziehen und zum trocknen hängen.

 

Wir nutzten die Gelegenheit, da wir längsseits an der Pier lagen, um die Genua abzuspritzen und runter zuholen um sie für den Winter zu verpacken.

 

Wäsche wurde gewaschen...

 

 

 

Links das Boot (mit dem Korkdeck) des netten Franzosen, mit dem Jörg sich auf Französisch (!) unterhielt.

 

Seit 2012, in England, das erste Mal, daß wir Wollsocken und Wollmützen brauchten! Jetzt wurden sie gewaschen und hoffentlich für mehrere Jahre verstaut!

 

 

 

Porto Corallo bestand aus dem Yachthafen, einem Campingplatz und einem Restaurant und einer Pizzeria, Sandstränden und Sonne. Es hat uns vollkommen genügt. Wir blieben zwei Nächte und kamen wieder zu Kräften.

 

Porto Corallo wird uns immer in guter Erinnerung bleiben!

 

Bis später in Arbatax!

Elli und Jörg